Dienstag, 1. Mai 2012

Um was geht es eigentlich oder wie ich auf den beantragten Rollstuhl gekommen bin


Wer sich nicht näher mit der Materie beschäftigt, wird Rolli für Rolli halten, sehen sie doch eh alle ziemlich gleich aus, wenn man von dem sehr auffälligen Unterschied zwischen einem Faltrolli, einem sogenanntem Leichtgewichtrollstuhl oder Aktivrollstuhl und einem E-Rolli absieht.
Zur Einführung empfehle ich den entsprechenden, bebilderten Wikipedia-Artikel.
Auch habe ich im nachfolgenden Text aus urheberrechtlichen Gründen keine (Fremd)Bilder eingebettet, sondern stattdessen auf aussagekräftige Seiten verlinkt.

Nun also zum eigentlichen.

Ich benutze seit geraumer Zeit einen "Trippelrollstuhl", also einen "normalen" Greifreifenrollstuhl, bei dem das Fußbrett bzw. die Fußstützen entfernt wurden. Der Antrieb zur (Fort)Bewegung dieses Rollis erfolgt also sowohl über die Arme (mittels der Greifreifen) als auch über die Füße am Boden, schließlich bin ich ja nicht (querschnitt)gelähmt, sondern "nur" muskelschwach. D.h. vorwärts bewege ich mittels der verbliebenen Kraft meiner Arme, rückwärts stoße ich mich meist mit den Füßen ab und korrigier dabei sogar oft die Richtung, so daß ich dann mindestens eine Hand frei habe, um irgendwas dadrinne haltend von A nach B zu transportieren. Wie z.B. einen vollen, na ja, eher dreiviertelvollen Kaffeebecher.
Netter Nebeneffekt dieses "Trippelns" ist auch, daß Beine und Füße immer noch was zu tun haben, also im weitesten Sinne trainiert werden.
Durch die fehlenden Fußstützen ist ein solcher Trippelstuhl nun allerdings auch niedriger als einer mit Fußstützen, was sich allein schon aus der Logik ergibt, daß zwischen Fußstützen und Boden Platz sein muß, sonst würden sie nämlich über den Boden schrappen. Bei mir kommt noch hinzu, daß ich, wenn ich mit beiden Füßen (es reicht aber oft auch einer) fest auf dem Boden stehe, immer noch genügend Kraft und dadurch bedingt Stabilität im Sitzen habe, um mich soweit nach vorne beugen zu können, daß ich etwas vom Boden aufheben oder auf den Boden legen kann.
Dies gilt alles innerhalb meiner eigenen vier Wände.
Verlasse ich diese, z.B. bei einem Arztbesuch oder anderen Gelegenheiten, kann es doch vorkommen, daß ich die Fußstützen anbringen lasse.

Nun fällt mir, wie bereits früher geschrieben, das Aufstehen aus dem Rolli (und auch das mich Hineinsetzen in den Rolli) mangels genügender Kraft in Bauch und Oberschenkeln immer schwerer, so daß ich mich auf die Suche nach entsprechender technischer Unterstützung gemacht habe. Diese muß die Sitzfläche waagerecht auf 85 cm Höhe bringen, damit ich meine Beine (beide Füße auf dem Boden) durchstrecken resp. überstrecken und in den Kniegelenken "einrasten" lassen kann und so in den Stand komme. Wer schon mal von einer Mauer gesprungen ist, weiß vielleicht, welchen Bewegungsablauf ich meine. Daß man sich dabei rechts und links vom Körper an der Mauer abstützt, erleichtert das Aufstehen ungemein, für mich ist es sogar zwingend notwendig. Dies  geht natürlich nur bei entsprechend langen Armstützen am Rolli und damit diese ansonsten nicht im Weg sind, müssen sie abklappbar sein.
Ganz schön viele Bedingungen, nicht wahr? Aber sie sind, technisch gesehen, alle erfüllbar.

Bis auf die verlängerten Armstützen bzw. etwas Entsprechendes habe ich ja bereits einen solchen Rollstuhl, deinen Pro Aktiv Lift, nur leider ist er im Laufe der letzten 6 Jahre für mich zu schmal geworden - oder ich für ihn zu breit, je nachdem, wie man es sieht. Wie man auf dem Bild des Links erkennen kann, sind nun auch die Armstützen zu kurz für mich...
Bei meiner Suche im Internet nach Lösungsmöglichkeiten für dieses Problem stieß ich dann auf ein, man glaubt es kaum, Angebot bei ebay. Auf dem Artikelbild sind deutlich so merkwürdige Griffe vorne an der Rollstuhlkante zu sehen, die mich faszinierten und wie für mich gemacht schienen. Meine Vermutung war, daß diese von einem findigen Reha-Techniker in Eigenarbeit hergestellt und angebracht wurden, aber nein, ein Telefonat mit dem Anbieter belehrte mich eines besseren, es sind tatsächlich Original-Ersatzteile der Fa. Pro Aktiv, allerdings aus einem anderen Produktsegment, es sind Schiebegriffe, die zweckentfremdet wurden und mittlerweile als Zubehör zum ProAktiv Lift geführt werden!

Es wäre also kein Problem, mir genau das, was ich brauche, zur Verfügung zu stellen.

Leider ist meine Krankenkasse da anderer Meinung. Nicht, was die technische Erfüllung angeht, sondern deren Finanzierbarkeit...
Stattdessen möchten sie mir also einen normalen E-Rolli mit Lift-Funktion zur Verfügung stellen. Wie mir inzwischen schriftlich mitgeteilt wurde, wären z.B. mögliche Modelle
Meyra Champ Lift
iChair mc 3 mit Sitzhub
Otto Bock B600-H
Quickie Groove mit Hubvorrichtung oder
Permobil C300.

Wer die Abbildungen der vorgenannten Modelle mit denen des Pro Aktiv Lift vergleicht, wird sehen, daß zwischen diesen ein himmelweiter Unterschied besteht... Desweiteren mag man beim Aufrufen der verlinkten Seiten (die als erstes bei der google Suche angezeigt werden) vielleicht bemerken, daß die wenigsten auf deutsch sind. Ein Schelm, wer sich etwas dabei denkt...